Zum „Tag X“ : Anschläge auf Privatautos von Polizisten in Leipzig

Sie lockerten Radmuttern und stachen Reifen an: Unbekannte haben Anschläge auf private Autos von Polizeibeamten verübt. Die Chefin der Polizeigewerkschaft spricht von versuchten Tötungsdelikten.

Es wurde polizeiintern sogar davor gewarnt: Unbekannte haben in Leipzig womöglich gezielte Anschläge auf Privatfahrzeuge von Polizeibeamten verübt, die am linksautonomen „Tag X“ im Einsatz waren. „Es sind Sachbeschädigungen an Kraftfahrzeugen bekannt geworden“, bestätigte das sächsische Innenministerium auf Anfrage der LVZ. „Diese werden aktuell geprüft. Das beinhaltet auch die Überprüfung, ob ein Zusammenhang mit dem Einsatzgeschehen besteht.“

Manches deutet darauf hin, dass Beamte vor Dienstantritt regelrecht ausgespäht wurden. So sollen etwa im Umfeld der Polizeidienststelle in Leipzig-Paunsdorf Reifen angestochen und Radmuttern gelöst worden sein, berichtet Tag 24. Ganz offensichtlich ging es den Tätern darum, die Autos nicht an Ort und Stelle fahruntüchtig zu machen, sondern Schäden während der Fahrt zu provozieren.

„Das ist hinterhältig, ein absolutes No-Go“

„Wenn man auf diese Weise an Fahrzeugen manipuliert, ist das aus meiner Sicht ein versuchtes Tötungsdelikt“, sagte Cathleen Martin, Sachsens Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), am Mittwoch gegenüber der LVZ. „Das ist hinterhältig und ein absolutes No-Go. Jeder Polizist ist auch ein Mensch, der das Recht hat, gesund nach Hause zu kommen.“ Außerdem könnten Angehörige betroffen sein, die ein solches manipuliertes Auto ebenfalls nutzen.

So schockierend diese Anschläge sind, neu sind sie nicht. Wie Martin schildert, gab es vor einigen Wochen einen ähnlichen Fall direkt vor der Polizeidirektion in der Dimitroffstraße. Vor einigen Jahren hätten Unbekannte auch an ihrem Auto gezündelt. Seitdem habe sie den Schlüsselanhänger der Polizeigewerkschaft nicht mehr im Wagen hängen. „Ich rate auch dringend allen Kollegen ab, einen Aufkleber unserer Gewerkschaft am Auto anzubringen“, sagte sie.

Ausdrückliche Warnungen vor dem „Tag X“

Die sächsische DPolG-Chefin kritisierte auf Nachfrage die Informationspolitik des Innenministeriums. Aus ihrer Sicht hätten die Manipulationen an Fahrzeugen von Einsatzkräften in die interne WE-Meldung (Wichtige Ereignisse) gehört. „Allein schon deshalb, um Kollegen entsprechend zu sensibilisieren“, so Martin.

Vor dem „Tag X“, für den innerhalb der linken Szene nach dem Urteil für die Linksextremistin Lina E. (28) und ihre Mitangeklagten zu Demos und Gewalttaten aufgerufen worden war, habe es hingegen ausdrückliche Warnungen gegeben. Per E-Mail seien Dienststellen sensibilisiert worden, dass es zu Anschlägen auf private Pkw kommen könne, berichtete Cathleen Martin. Daher solle man vor Fahrtantritt die Verkehrssicherheit besonders gründlich prüfen und auf ungewöhnliche Dinge am Auto achten.